Giro 2017, Rennrad Transalp von Garmisch nach Riva

Giro 2017, Rennrad Transalp von Garmisch nach Riva

16. Juli 2017 Aus Von RSDD

Am 15.6.2017 sind 21 RennradlerInnen, ein Hund und ein Begleitfahrzeug um 9:00 Uhr in Garmisch-Partenkirchen eingetroffen. Geplant war eine mittelschwere Rennradtour mit 417 Kilometer Streckenlänge und 8300 Höhenmetern in vier Tagen.

Nach einer freudigen Begrüßung haben wir die Reifen aufgepumpt, Ketten geölt und die Radlflaschen aufgefüllt. Eine kurze Ansprache durch Dieter, dann bekamen wir eine kurze Streckenbeschreibung und eine einlaminierte Karte mit den wichtigsten Telefonnummern. Schnell haben sich zwei Gruppen herauskristallisiert. Noch ein kurzes Musikstück zur Einstimmung auf die folgenden Tage und ab ging`s. Da der vorgesehene Fahrer des Begleitfahrzeuges aus familiären Gründen absagen musste, hat es einen Mitradler getroffen, der freundlicherweise eingesprungen ist.

1. Etappe: Von Garmisch nach Pfunds – 117 Km und 1800 Hm.
Bei strahlendem Sonnenschein sind wir aus Garmisch losgerollt. Bei der Hitze kommen wir schnell auf Betriebstemperatur und radeln Richtung Mittenwald – stets das grandiose Zugspitzmassiv im Blick. Durch blühende Wiesen und duftendes Heu, vorbei an einer Fronleichnamsprozession fahren wir über den Buchensattel. Nach 60 Kilometern machen wir Mittagspause neben einem Fußballplatz in Silz. Bloß schnell in den Schatten, sonst bringt uns die Sonne um. Aus dem Begleitfahrzeug gibt es frisches Wasser, Cola und Salamibrot mit Essiggurken. Gestärkt fahren wir über den Leutascher Sattel weiter zur Piller Höhe. Langsam ziehen dunkle Wolken auf. Es werden immer mehr; ein paar Tropfen fallen. Mist! Noch 20 Kilometer bis Pfunds. Jetzt heißt es „Gas geben“, damit wir trocken ankommen. Und – wir haben Sauglück. Eine warme Dusche in einem schönen Hotel, gutes Essen und Weizenbier macht uns wieder fit. Kurz nach 22 Uhr gehen wir bereits ins Bett – sind ja schon lange auf den Beinen und auf dem Fahrrad. Eine neue Herausforderung wartet auf mich: mein Bettnachbar schnarcht.

2. Etappe: Von Punds zur Franzenshöhe am Stilfserjoch – 74 Km und 2100 Hm.
Nach Übergabe der Streckenbeschreibung denke ich mir: das kann ja lustig werden. Wieder strahlender Sonnenschein, ein Song aus dem Bluetooth Lautsprecher und los geht es. Vorbei am Reschensee, über den Reschenpass (hat ja nur 500 Hm) nach Prad. Nach einer Mittagspause packen wir das Stilfser Joch (Passo Stelvio) an. Kehre um Kehre kämpfen wir uns höher. Nervig ist der Verkehr, besonders die Motorradfahrer. Ein großer Teil ist von den Spitzkehren total überfordert. Zwei Fahrer legen ihr „Moped“ auf die Straße. Bei Tornante 22 haben wir (2300 m und 1300 Hm) die Franzenshöhe erreicht. Hochalpines Gelände mit Schnee in den Kuhlen umgibt uns. Woher kommt die Bezeichnung Franzenshöhe? Hier verweilte Kaiser Franz Josef I einige Tage. Das Hotel schaut von außen einfach aus, aber es hat eine kleine Wellnessabteilung mit Schwimmbad im Dach. Ein kurzer Abstecher dorthin lockert die angespannten Nackenmuskeln.

3. Etappe: Franzenshöhe nach Mezzana – 126 Km und 2700 Hm.
Heute steht die Königsetappe auf dem Programm. Nachdem heute der Stilfser Joch Marathon stattfindet, wird der Pass um 10 Uhr gesperrt. Wir müssen daher früher starten. Wieder strahlender Sonnenschein, die Temperaturen sind jedoch schon etwas frischer. Armlinge, Windweste, frisches Unterhemd und Helmmütze einpacken, denn an der Passhöhe geht ein eisiger Wind mit ca. 8 Grad und außerdem steht die Abfahrt nach Bormio mit 34 Spitzkehren, 22 Km und 1500 Hm bevor. Als nächstes kommt der Passo Mortirolo: 1300 Hm am Stück, 12,4 Km Länge mit einer durchschnittlichen Steigung von 10,5 % ziehen uns die letzten Körner aus dem Leib. Der Mortirolopass hat einige Rampen mit 18%. Bei der Giro d` Italia zählt er zur 1. Kategorie. Fünf Kilometer vor der Passhöhe quälen wir uns an einem Denkmal von Marco Pantani vorbei. Auf der Passhöhe legen wir uns in das duftende Gras und lassen das nasse Trikot in der Sonne trocknen. Jetzt haben wir nur noch den Tonalepass (1884 Höhe) vor uns und die rasante Abfahrt ins Val die Sole -Trentino. Das drei Sterne Hotel Monte Giner mit Wellness und super Essen verwöhnt uns. Am Abend machen wir einen Ausflug in ein Open-Air-Konzert und schütteln die malträtierten Gliedmaßen durch.

4. Etappe: Mezzana nach Riva – 95 Km und 1500 Hm.
Heute haben wir die letzte Etappe vor uns. Über den Passo Campo Magno und Passo di Palino fahren wir locker Richtung Riva. Der Blick auf den Tennosee mit azurblauem Wasser ist fantastisch. Die gemeinsame Abfahrt an den Gardasee ist große Klasse. Am alten Hafen in Riva schießen wir noch ein Gruppenfoto und belohnen uns mit kastriertem Weizenbier. Geschafft!!! Glücklich und zufrieden gratulieren wir uns zu dieser tollen sportlichen Höchstleistung.
Natürlich gehen wir schnell baden in den Gardasee. Um 18 Uhr findet die feierliche Übergabe der Finisher-Shirts und Gratulation durch den Organisator Dieter statt. Im Restaurant warten Pizzen auf uns. Die waren fast so groß wie die Laufräder unserer Bikes.

5. Tag: Locker!
In Torbole wartet der Transferbus mit Anhänger auf uns. Ganz komfortabel mit Klimaanlage und kleinem Luxusbus fahren wir zurück nach Garmisch.

Zusammenfassung:
Die Tour war nicht mittelschwer, sondern schwer. Toll organisiert von Dieter Schalk, super Stimmung, tolle MitradlerInnen – einfach Klasse! Vielen Dank, dass ich als Senior mitfahren durfte. Ein herzliches Dankeschön auch an die Fahrer des Begleitfahrzeuges sowie die Tourguides für die große Geduld.

Wolfgang